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Göttliche Zeitpunkte und die Dynamik geistlichen Wachstums

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Mal wieder ein altes Handout. Bald bin ich mit denen durch, aber ein paar habe ich noch :-)

Im fünften Kapitel des Epheserbriefes stehen einige Ermahnungen und Hinweise in loser Reihenfolge. Unter einigen anderen auch ein Vers, der fast wie ein Wahlspruch unserer Zeit  klingt: und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. (5,16) [nach Luther]1.

Solche Bibelverse sind die Ursache für manchen Burnout und Herzinfarkt. Verschwendete Zeit ist böse, und es liegt an uns, den Tag mit möglichst vielen sinnbringenden Aktivitäten zu füllen, um die Zeit, die wir haben, auszukaufen.

Wer nach einer solchen Theologie lebt, hat es schwer. Einfach mal die Seele baumeln zu lassen und etwas Schönes machen wird auf einmal zur Sünde. Wie können wir eigentlich ins Kino gehen, während „da draussen“ eine Welt verloren geht?!

Tatsächlich geht es dem Apostel Paulus hier nicht darum, uns das Leben zu erschweren sondern im Gegenteil darum, ein geistliches Prinzip zu erläutern, dessen Anwendung uns das Leben erleichtern wird. Jesu eigene Wort haben immer und für jeden Christen ihre Gültigkeit: mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht! (Matthäus 11,30), und Paulus hatte sicherlich nicht vor, diese Verheissung aufzulösen.

Es gibt „göttliche Zeitpunkte“

In der Sprache des Apostels Paulus gibt es mehrere Worte für Zeit. Das Wort, das er hier verwendete, bedeutet so viel wie „Zeitpunkt“. Also nicht einfach die Zeit der 24 Stunden am Tag, sondern ganz bestimmte, von Gott gesetzte Zeitpunkte.
Im Buch Prediger im Alten Testament heisst es, dass alles „seine Zeit“ hat:

Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde.  Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit, und Gepflanztes ausreuten hat seine Zeit; Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit; Zerstören hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit; Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit; Steine schleudern hat seine Zeit, und Steine sammeln hat seine Zeit; Umarmen hat seine Zeit, und sich der Umarmung enthalten hat auch seine Zeit; Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit; Aufbewahren hat seine Zeit, und Wegwerfen hat seine Zeit; Zerreißen hat seine Zeit, und Flicken hat seine Zeit; Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit; Lieben hat seine Zeit, und Hassen hat seine Zeit; Krieg hat seine Zeit, und Friede hat seine Zeit. (Prediger 3,1-8)

Ebenso wie es im Natürlichen diese Zeiten gibt, gibt es sie auch im Geistlichen und im Leben mit Gott. Im Natürlichen fällt es uns oft leicht, die richtigen Zeiten zu erkennen, aber im Geist-lichen fällt es uns schwer.
Als Jesus wieder einmal mit Pharisäern stritt, verlangten sie von ihm ein Zeichen (Matthäus 16). Er antwortete ihnen, dass sie zwar am Himmel erkennen könnten, wie das Wetter am nächsten Tag sein wird, es aber überhaupt nicht draufhätten, die Zeichen der Zeit zu deuten, und ihn deshalb nicht erkennen würden.
Es führt also zu Blindheit gegenüber geistlichen Zusammenhängen, die Zeitpunkte Gottes nicht zu erkennen.

Ebenso, wie es im „normalen“ Leben bestimmte Zeitpunkte gibt, so auch im geistlichen. Es gibt Zeiten, in denen sich Gott uns ungewöhnlich offenbart und uns sehr nahe ist. Geistliches Wachstum fällt in solchen Zeiten sehr leicht.
Aber auch die Zeiten geistlicher Zähigkeit, in denen wenig Enthusiasmus da ist und das Leben auch mit Gott etwas zäher ist, sind normal.

Letzten Endes bleibt, was Paulus sagt: die Zeit (oder genauer: die Tage) ist böse. Das Leben gleicht einer staubigen Strasse, auf der hin und wieder ein Diamant funkelt. Mitten in der bö-sen Zeit sind immer wieder Zeitpunkte Gottes eingestreut, die uns geistlich nach vorne bringen. Diese Zeiten gilt es auszunutzen.

Man könnte Epheser 5,16 auch so übersetzen, und ich finde, so kommt der eigentliche Sinn besser heraus:

„Nutzt die Zeitpunkte Gottes in diesen bösen Tagen.“

Gottes Zeitpunkte erkennen

Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Am Abend sagt ihr: Es wird schön; denn der Himmel ist rot;  und am Morgen: Heute kommt ein Ungewitter; denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler, das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht! (Matthäus 16:2-3)

Das Problem ist nicht , ob Gott bestimmte gute Zeiten in unser Leben legt, denn das tut er. Das Problem liegt vielmehr darin, diese Zeiten zu erkennen und dann entsprechend auszunutzen.

Die Israeliten wussten in der Zeit ihrer Wüstenwanderung immer genau, wann sie weiterziehen mussten und wann es nicht an der Zeit war zu wandern und sie einfach rasten konnten. Im zweiten Buch Mose ist Gottes Führungsmethode beschrieben: bei Tag wurde sie von einer Rauchsäule geleitet, bei Nacht von einer Feuersäule. Wenn die Säule sich erhob, war es an der Zeit, die Sachen zu packen und weiterzuziehen. Es war ein sehr dynamisches Leben, und man konnte nie genau vorher wissen, wann es wieder weiterging.
Genauso ist auch das Glaubensleben dynamisch und in einem spannenden Sinne unberechenbar. Es mag Zeiten geben, in denen man es sich gerade in seinem Leben gemütlich gemacht hat, und auf einmal spürt man eine Unruhe des Geistes in sich, die einen weitertreibt.

Das, was früher die Wolken- oder Feuersäule war, ist nun der Heilige Geist. Man spürt, wenn es weitergeht. Auf einmal ist Unruhe, wo vorher Gemütlichkeit war. Geistliche Aufbruchstimmung – vielleicht weißt du nicht, wo es hingeht, aber du spürst es in den Knochen, es geht weiter.

Göttliche Zeitpunkte zeigen sich auch oft als Herausforderungen. Türen, die sich im Dienst und im Leben plötzlich öffnen und Chancen, die sich ergeben. Herausforderungen sind natürlich unbequem, und Chancen zu ergreifen, birgt immer ein Risiko in sich, aber letzten Endes sind das die Dinge, an denen wir als Menschen wachsen und durch die Gott unseren Charakter formen will.

Gottes Zeitpunkte nutzen

Wir Menschen sind von solchen göttlichen Zeitpunkten völlig abhängig. Christsein ist wie Segeln. Bei gutem Wind macht es richtig Spass und man kommt gut voran. Aber man kann den Wind eben nicht machen, nur ausnutzen.

Wenn kein Wind da ist, gibt es auch genug zu tun; ebenso geht es in Ruhephasen, in denen Gott uns nicht weiterbläst. Man kann solche Phasen nutzen, um tiefer zu kommen und Bestehendes zu festigen, aber es geht nicht wirklich weiter.
Für Manchen ist das ein Grund zum Verzweifeln und an Gottes Tempo irre zu werden. Wir Menschen scheinen von Natur aus nicht eben mit einem Übermass an Geduld gesegnet zu sein, aber sei gewiss: der Heilige Geist ist nicht langsam, er ist gründlich.
Bevor Mose die Israeliten aus Ägypten führte, hatten sie schon mehrere hundert Jahre zu Gott geschrien, aber erst mit Mose wurde ihr Schreien erhört. Göttliche Zeitpunkte lassen von unserer menschlichen Perspektive manchmal auf sich warten, aber Gott baut sein Reich und hat genug Weisheit zu wissen, wann was dran ist.

Erlaube mir einen etwas platten Vergleich: ich finde, das geistliche Leben ist wie ein Computerspiel.  Wir wachsen nicht geradlinig, wie es manchmal gefordert wird, sondern es geht wie auf einer Treppe nach oben.
Manchmal bleibt man ziemlich lange auf einem Level und wartet auf die grosse Herausforderung und den göttlichen Zeitpunkt, der einen weiterbringt. Wenn es dann so weit ist, macht man einen Satz nach vorne.

Das klärt auch die Frage, was passiert, wenn wir einen göttlichen Zeitpunkt verpassen und nicht so nutzen, wie es eigentlich sein sollte. Dann kommen wir eben nicht weiter und bleiben noch eine Weile auf dem gleichen Level. Das kann dann natürlich wirklich ätzend sein. Wahrscheinlich gibt es wenig Frustrierenderes als ein Leben der verpassten
Möglichkeiten. Wenn man am Ende auf ein Leben zurückblickt, mit dem man viel hätte machen können, das viele gute Möglichkeiten gehabt hätte, und man doch immer am gleichen Punkt geblieben ist und sich um Chancen nur gedreht hat, statt sie zu nutzen – das muss schlimm sein.

Zeiten der Flaute, in denen es nicht weitergeht, sind normal und gar nichts Schlimmes. Gott richtet uns nach unserer Erkenntnis und unseren Möglichkeiten, nicht nach unseren eigenen Idealen. Wenn Christen in Flautenzeiten zerbrechen, dann zerbrechen sie gewöhnlich daran, dass sie eigene Ideale zu wichtig nehmen, und denken, dass sie in Gottes Augen versagt haben, wenn sie in ihren eigenen Augen nicht schnell genug vorankommen.
Aber es ist Gott, der das Wachstum schenkt.
Die grösste Herausforderung ist, in Flautenzeiten Gott zu vertrauen, dass er schon wissen wird, was er tut. Es liegt Weisheit darin, um die Zeiten des Lebens zu wissen und mit ihnen leben zu können.

Wenn du spürst, dass Gottes Geist dich weitertreibt, dass beten, Gemeinschaft, Dienst etc. auf einmal viel leichter fallen, als sonst und dass du eine Zeit der Gnade erlebst, in der geistliches Wachstum leicht fällt, dann versuch so weit zu kommen wie irgend möglich. Konzentriere dich auf Gott und eure Beziehung, koste die Zeit voll aus.

Wenn es anders ist, lebe dein Leben in Treue und freue dich darauf, dass irgendwann wieder ein göttlicher Zeitpunkt eintreten wird.

Zusammenfassung:

?    Es gibt Zeitpunkte in unserem Leben, die Gott uns schenkt, damit wir  weiter-kommen und uns nicht im Kreis um uns selber drehen. Diese Zeitpunkte sind göttliche Chancen.
?    Diese Zeitpunkte spüren wir entweder oder sie zeigen sich als Herausforde-rungen. In jedem Fall werden wir von ihnen weitergetrieben.
?    Auch Zeiten des „normalen“ Lebens sind gut, und es ist weise, Gott nicht nur in den schnellen Tagen zu vertrauen, sondern auch in den langsamen.
?    Ein göttlicher Zeitpunkt sollte genutzt werden, und wir sollten aus den Zeiten göttlicher Gnade so viel für uns herausholen wie möglich.

Zum Selbststudium:

Dieser Teil ist für das Verständnis dieses Handouts nicht wichtig, kann aber weiter in die Tiefe führen.
Die Worte, zwischen denen sich Paulus entscheiden konnte, sind chronos (cro,noj) für die allgemeine Zeit und kairos (kairo.j) für den Zeitpunkt. Um die Bedeutung eines Wortes möglichst tief zu verstehen, ist es immer cool, mal ein Wortstudium zu machen, also alle (zumindest mehrere) Bibelstellen, in denen das  jeweilige Wort vorkommt, nebeneinander zu halten.
Hier sind alle neutestamentlichen Stellen mit kairos zum Selbststudium:
Matthäus 8,29/ 11,25/ 12,1/ 13,30/ 14,1/ 16,3/ 21,34; 41/ 24,45/ 26,18/
Markus 1,15/ 10,30/ 11,13/ 12,2/ 13,33/
Lukas 1,20/ 4,13/ 8,13/ 12,42; 56/ 13,1/ 18,30/ 19,44/ 20,10/ 21,8; 24; 36/
Johannes 7,6; 8/
Apostelgeschichte 1,7/ 3,20/ 7,20/ 12,1/ 13,11/ 14,17/ 17,26/ 19,23/ 24,25/
Römer 3,26/ 5,6/ 8,18/ 9,9/ 11,5/ 13,11/
1.Korinther 4,5/ 7,5; 29/ 2.Korinther 6,2/ 8,14/
Galater 4,10/ 6,9f/
Epheser 1,10/ 2,12/ 5,16/ 6,18/
Kolosser 4,5/
1.Thessalonicher 2,17/ 5,1/ 2.Thessalonicher 2,6/
1.Timotheus 2,6/ 4,1/ 6,15/ 2.Timotheus 3,1/ 4,3; 6/
Titus. 1,3/
Hebräer 9,9f/ 11,11; 15/
1.Petrus 1,5; 11/ 4,17/ 5,6/
Offenbarung 1,3/ 11,18/ 12,12; 14/ 22,10

Besonders interessant ist es, sich einmal anzuschauen, wie sehr Jesus sich seiner Zeiten bewusst war und auch sein Umfeld (Johannes der Täufer und die Jünger).
Auch in der Eschatologie (der Lehre von den letzten Dingen – Endzeitlehre) ist viel von solchen Zeitpunkten die Rede, die über die ganze Welt kommen. Also nicht nur über den Einzelnen.

Das interessanteste Bibelbuch zum Thema ist aber sicherlich der Prediger, am besten mit der Entwicklung der Liebesbeziehung im Hohenlied zusammen gelesen. Beide Bücher enthalten viel Weisheit über den Umgang mit göttlichen Zeitpunkten und können über manche falsche Unruhe hinweghelfen.

Copyright, Impressum usw.

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@_verantwortlich für den Inhalt: storch. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
?_mehr Theologie der Jesus Freaks Remscheid im Internet: www.theologie.jfrs.de
?_zu diesem Handout gibt es eine Predigtkassette. Auch als mp3 im Internet

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  1. das ist eine wichtige Stelle für mich, über die es einige Einträge in diesem Blog gibt.

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